Gipfeli- sowie Getreidepreise und falsche Informationen

Gipfeli- sowie Getreidepreise und falsche Informationen

Gipfeli-Preise, Getreidepreise und falsche Informationen

Seit Jahresbeginn haben verschiedene Medien über einen Preisanstieg für Gipfeli berichtet und hauptsächlich mit einem Anstieg der Getreidepreise begründet. Trotz ihrer Einfachheit ist diese Erklärung alles andere als korrekt und lässt fälschlicherweise vermuten, dass die Schweizer Getreidebauern dieses Jahr das grosse Geld machen werden. Da bedarf es einiger Erklärungen.

Die Getreideernte 2021 wird immer als das schwierige Jahr in Erinnerung bleiben, mit sehr geringen Erträgen und grossen Mengen an Auswuchsgetreide (also für die Brotherstellung ungeeignet). Das hat massive Auswirkungen auf die Einkommen der Produzenten, sowohl in der Schweiz als auch in den Nachbarländern.

Als Folge davon sind die Getreidepreise auf dem Weltmarkt in die Höhe geschnellt und innerhalb von 12 Monaten um mehr als 40 % gestiegen. In der Schweiz hingegen herrscht eine gewisse Stabilität, vor allem weil das Grenzschutzsystem die Zölle senkt, wenn die Importpreise steigen. Obwohl die europäischen Preise innerhalb von 12 Monaten gestiegen sind, befindet sich der importierte Weizen derzeit auf einem Höchststand, der aber die Fr. 56.-/dt nicht überschreiten wird. Der Bund hat übrigens auf den1. Oktober 2021 die Zollgebühren um Fr. 4.40 gesenkt und auf den 1. Januar 2022 zusätzlich um Fr. 7.-/dt.

Was die Mehlpreise anbelangt, gaben die wichtigsten Schweizer Mühlen eine Erhöhung in der Grössenordnung von 5-10 % bis Ende 2021 bekannt. Der Mehlpreis ist aus vier Gründen gestiegen: eine geringere Ausbeute beim Mahlen (aufgrund des niedrigen Hektolitergewichts des Weizens der Ernte 2021); Mehlzusätze, um qualitative Schwächen der Ernte auszugleichen; der allgemeine Anstieg der Produktionskosten (Energie, Verpackung usw.) sowie ein Anstieg der Getreidepreise.

Einige der in den Schweizer Medien berichteten Preiserhöhungen beim Getreide betreffen aufgrund des Grenzschutzes nicht den Schweizer Markt, wodurch der Schweizer Produzent nicht im angegebenen Umfang profitiert. Die Produzenten erwarten von den Branchenpartnern dennoch eine gerechte Verteilung der Preiserhöhungen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass das Getreide für einen Kostenanstieg verantwortlich gemacht wird, wenn die Preise für Getreide in Wirklichkeit kaum gestiegen sind. Als logische Konsequenz der Argumente der Müller und Bäcker, finden die Produzenten, dass eine Preiserhöhung für Getreide von geschätzten Fr. 3.- bis 5.- pro 100 kg gegenüber dem letzten Jahr begründet und angemessen wäre. Eine solche Erhöhung müsste auf der Schlussabrechnung sichtbar sein.

Aber der erwartete Anstieg des Preises für Schweizer Getreide um 5-10 % wirkt sich nur mässig auf den Endpreis der Backwaren aus. Macht doch der Weizenpreis weniger als 10% des Brotpreises aus und noch weniger für Spezialbrote und Kleingebäck, wie das berühmte Gipfeli. Damit würde ein Anstieg der Getreidepreise um Fr. 3.-/dt allein nur maximal 3 Rp. pro Kilo oder 1,5 Rp. pro Pfund Halbweissbrot rechtfertigen. Und selbst wenn sich der Brotpreis um 20 Rappen pro Kilo erhöhen würde, würde dies eine jährliche Zusatzausgabe von nur 10 Franken pro Person bedeuten, da Schweizer*innen durchschnittlich weniger als 50 kg Brot pro Jahr konsumieren.

 

FSPC / Bern, 7. Januar 2022

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