Glyphosat: Keine Sorge für Schweizer Backwaren-Liebhaber

Glyphosat: Keine Sorge für Schweizer Backwaren-Liebhaber

Die waadtländer Organisation Prométerre liess im Jahr 2016 hundert Lebensmittelproben auf Glyphosatrückstände untersuchen. Bei allen Produkten aus dem Schweizer Getreide- und Ölsaatenanbau konnte kein Glyphosat nachgewiesen werden. Zusätzliche Versuche im Getreidebau zeigten die Wirkung der strengen Schweizer Anbaunormen. Der Schweizerische Getreideproduzentenverband (SGPV) hat die Analysen finanziell unterstützt.

2016 wurde in den Medien breit über Glyphosat-Rückstände im Urin von 40% der Schweizer Bevölkerung berichtet. Prométerre fragte sich, ob es möglich ist, dass diese Rückstände aus Produkten aus Schweizer Anbau stammen, oder doch eher auf Import-Lebensmittel zurückzuführen sind. Obwohl die Versuche nicht repräsentativ sind, geben sie wertvolle Hinweise.

Rückstände im Urin: Nicht aus Schweizer Getreide

Prométerre liess 100 Lebensmittel und Lebensmittelrohstoffe analysieren, davon 90 aus der Schweiz. Dabei waren 19 in der Schweiz eingekaufte Getreideprodukte, wie z.B. Mehl, Gipfeli und Brot. Bei allen 19 Lebensmitteln konnte kein Glyphosat festgestellt werden. Dies zeigt, dass die Schweizer Konsumenten ohne Angst vor Glyphosat-Rückständen Getreideprodukte geniessen können. Getreideprodukte aus dem Ausland wurden weniger breit analysiert, doch die drei in Frankreich eingekauften Stichproben lassen aufhorchen: Bei zwei der drei Bäckereiwaren wurden deutlich erhöhte Glyphosat-Rückstände festgestellt. Dies könnte mit den unterschiedlichen Anbau-Vorschriften zusammenhängen.

Schweizer Gesetze: Unterschied im Endprodukt

Im Bereich Getreide wurde zusätzlich der Anbau nach Schweizer Richtlinien mit im Ausland verbreiteten Anbaumethoden verglichen. In der Schweiz darf Glyphosat nur als Herbizid vor der Aussaat der Hauptkultur angewendet werden. In vielen amerikanischen und europäischen Ländern wird hingegen Glyphosat zusätzlich kurz vor der Ernte auf die Kulturpflanze gesprüht, um eine gleichmässige Abreife zu garantieren. Dies ist in der Schweiz verboten. Prométerre hat in einem bewilligten Kleinversuch in der Schweiz beide Anbau-Varianten verglichen. Resultat: Während im Getreide nach Schweizer Anbau kein Glyphosat nachgewiesen wurde, waren mit Abreife-Behandlung deutliche Rückstände auffindbar. Die gesetzlichen Grenzwerte wurden jedoch nicht überschritten.

Im Schweizer Ackerbau wird Glyphosat mit Vorsicht zur Bekämpfung von problematischen Unkräutern eingesetzt (Quecken, Ackerkratzdisteln, Blacken). Ebenfalls zur Verwendung kommt es bei der Direktsaat, einer besonders bodenschonenden Anbaumethode, welche die Bodenstruktur erhält und Erosion reduziert. Der Einsatz erfolgt aber immer vor der Aussaat der Hauptkultur. Die Hauptkultur kommt also nicht in direkten Kontakt mit Glyphosat. Dies könnte erklären, warum Produkte aus Schweizer Landwirtschaft keine Glyphosat-Rückstände gemessen werden konnten.

Für aussagekräftigere Resultate wären vertieftere wissenschaftliche Studien interessant. Dabei ist es auch Sicht des SGPV unabdingbar, auch Importprodukte als Vergleich mit einzubeziehen.

 

Für weiterführende Informationen

Pierre-Yves Perrin, Geschäftsführer                                             079 365 42 74

Bericht Glyphosat-Projekt Prométerre (französisch)